Nachlese zur 41. Schach-Stadtmeisterschaft in Erkrath

Schachtische SC Erkrath

Am heutigen Dienstag, Allerheiligen, veranstaltete der Schachclub Erkrath die 41. Meisterschaft seiner Stadt. Bericht von 65 Reckinnen und Recken, einer großartigen Turnierleitung und einer Fülle von Geschichten, wie nur das Schach sie schreiben kann!

Ziel des Reporters war ganz klar, bei diesem Turnier Siege und Niederlagen so abwechselnd zu gestalten, dass durch die im Schweizer System damit verbundenen häufigen Platzwechsel im Spielsaal ganz viele unterschiedliche Storys eingefangen werden konnten.

So viel kann ich sagen – ersteres hat nicht geklappt. Aber letzteres 😉 lest selbst!

Spiellokal Caritas Begegnungsstätte – wie man es auch blind findet

Hier musste ich hin, Gerberstraße 7 in Erkrath. Gut erreichbar mit der S8 von Düsseldorf aus. Aber selbst wenn ich die Adresse ohne dieses Wissen hätte finden müssen – Spielstätten von lokalen Schachvereinen ähneln sich immer stark. Es handelt sich meist um:

  • flache Bauten (barrierearm, um die Inklusion Vieler zu ermöglichen),
  • mit einem schnell zu erreichendem Raucherbereich,
  • zentrumsnah sind sie und
  • oft in Trägerschaft sozialer Einrichtungen.
Caritas Begegnungsstätte Erkrath
Hier spielt der Schachclub Erkrath.

Turnierbeginn laut Ausschreibung war 11 Uhr, jedoch zögerte sich der Start bis halb 12 hinaus. Jedoch aus gutem Grund: Die Zahl der Voranmeldungen belief sich bereits auf 50, und die Warteliste sprengte eigentlich schon das anvisierte Maximum von 60 Teilnehmern.

Wieder große Fairness beim SC Erkrath

Um jedoch von den teils weitgereisten Gästen aus Utrecht, Gelsenkirchen oder Solingen niemanden wieder wegzuschicken, wurden kurzerhand noch weitere Spieltische aufgebaut. So durfte sogar der 65. Angemeldete mitspielen, obwohl vielen anderen Turnierleitern das mit einer ungeraden Spielerzahl verbundene spielfreie Los nicht gefällt.

Nicht so der Truppe um Turnierleiter Daniel David. Ähnlich wie schon beim Schnellschachturnier in Bad Godesberg 2015, wo zum Beispiel jemand zu Gunsten eines weit angereisten Rollstuhlfahrers auf seine Teilnahme verzichtete, galt auch bei den Erkrather Stadtmeisterschaften:

Keiner wird nach Hause geschickt!

Er trägt den Zeitungsartikel immer bei sich…

Zeitungsartikel Rheinische Post
Josip hat diesen Artikel, zumindest an Schachtagen, immer bei sich 🙂

Es dauerte also noch ein Weilchen, bis es losging. Da setzt sich Josip zu mir. Er ist, wie ich dem weiteren Verlauf entnehmen konnte, schon 83 Jahre alt und kommt aus Skopje. Aus Witz spielt er mit mir ein paar Züge der Orang-Utan-Eröffnung durch. Das macht er mit jedem.

Außerdem beklagt er, schon 10 Uhr hier gewesen zu sein, aber das Turnier noch nicht losgehe. In Plauderlaune gekommen, zeigt er mir, was er so alles in seiner Jackettasche hat.

Neben einer Art blauem Schengen-Pass, den bereits zahlreiche Grenzbeamte fälschlicherweise für echt befunden haben, auch ein Zeitungsartikel der Rheinischen Post. Dieser behandelt die Stadtmeisterschaft von 2013, und Josip kommt dort mit seinem selbstgewählten Credo zu Wort, wie er die Dinge des Lebens sieht:

„Ich habe noch nie im Schach verloren! Entweder ich habe das Spiel gewonnen – oder an Erfahrung.“

Und ewig grüßt Brett Zwölf

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Dann ging es aber endlich los! Auf Grund des riesigen Andrangs (letztes Jahr ließen sich nur 27 Teilnehmer blicken) wurde in drei Räumen gespielt, wodurch man sein Spielbrett erstmal suchen musste. (Mehr zum Schweizer System dahinter von Dominic Bannholzer lesen).

Wo ich hinmusste, hatte ich bis zur letzten Runde allerdings jeweils ziemlich schnell raus: Durch eine Stückzahl von fünf (!) aufeinanderfolgenden Remis kam ich in punkto Zwischenplatzierung und damit auch Tischnummer nicht voran.

Nicht, dass Tischnummer oder Raum bedeutsam wären – nur, man bekommt so das Gefühl, das gesamte Feld zieht an einem vorüber, sodass am Ende gar keiner mehr an den Brettern 13 bis 32 sitzt, sondern alle davor ;-).

Bekannte Gesichter und starke Spieler in Erkrath

Letzte Runde Stadtmeisterschaften im Schach in Erkrath 2016
Showdown in der letzten Runde in Erkrath heute: Robert Siemes an Brett 1 gegen Elke Hahnen!

Meine Bilanz kann sich also sehen lassen (3 Siege, 5 Remis, mit nur 1 Niederlage mit die wenigsten aller), die Performance hingegen nicht. Ich war dann froh, als jemand in der Pause einen Smalltalk mit mir mit den Worten „Ganz schön stark besetzt heute, das Turnier“ begann, worauf ich ihm herzlich für seine Huldigung dankte. War aber wohl nur ’ne Phrase.

Um mal auch von anderen zu sprechen: Den „Showdown“ des Turniers lieferten sich Tatsache in der neunten Runde die zu diesem Zeitpunkt auf Platz 1 und 2 stehenden Robert Siemes vom Ratinger SK und Schachlehrerin Elke Hahnen. Bei einem Remis der beiden hatten Alexander Krauth, Heiko Kesseler, Jorrit Kirsten und Stefan Bien noch Chancen, bei einem eigenen Sieg noch zumindest unter die Top 3 zu kommen.

Wurde aber nix – Robert Siemes (vorn links an Brett 1) gewann das Turnier souverän und sicherte sich aus eigener Kraft den Siegerpokal.

Die Jugendwertung gewann mit fünfeinhalb Zählern Leander Maass vom SV Hemer, als beste Dame nach Elke Hahnen kam FIDE-Meisterin und Vorjahresvierte Dorota Weclawski auf Rang 13 ins Ziel.

41. Stadtmeisterschaft im Schach – euch gebührt unser Dank!

Boule Platz in Erkrath
Warum nicht mal Boule und Schach zusammenbringen…?

Damit das beschauliche Erkrath in Zukunft nicht nur durch das Brüderpaar Allofs, das dort lange Zeit wohnte, bekannt bleibt, richtet der SC Erkrath selbstredend auch 2017 wieder ein Turnier aus.

Dies könnte natürlich im Verbund mit dem benachbarten Boule-Club CdP Erkrath e.V. gemacht werden, der uns Schachspielern beim effizienten Schlagen von Figuren mittels einer Kugel sicher noch was beibringen könnte.

Ansonsten gilt aller Dank für dieses Jahr noch einmal den folgenden Institutionen:

  1. dem Verein SC Erkrath, der sogar kostenloses Essen bereitstellte,
  2. dem Land NRW, das den Feiertag bereitstellte,
  3. der Kreissparkasse, die finanzielle Mittel bereitstellte, sowie
  4. den Fans von Borussia Mönchengladbach und Celtic Glasgow, dafür dass sie abends auf meiner Rückfahrt die S8 nicht ganz komplett zerlegt haben.

Andernfalls hätte es aber auch noch die DB gegeben, die gewiss einen neuen Zug bereitgestellt hätte. Vielleicht.

Bis zum nächsten Mal, und bleibt sportlich,

Thilo

Link zur Website des SC Erkrath, mit der ganzen Tabelle: sc-erkrath.de

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