Götze Gast beim Gottesdienst in Gummersbach


Dieser Tage sind zwei unglaubliche Dinge geschehen. Im europäischen Parlament kamen ein paar ganz Ausgeschlafene auf die Idee, Fotos aus Ländern ohne Panoramafreiheit, wie sie zum Beispiel zuhauf in der Wikipedia herumstehen, urheberrechtlich schützen, sprich schwärzen zu lassen. Ist wohl bald ad acta, aber trotzdem, wäre doof für uns Blogger. Und das zweite unglaubliche Ding hat auch mit einem Irrglauben zu tun: Ich besuchte – ja ich – einen einstündigen Gottesdienst in Gummersbach! Wie konnte das nur geschehen?

RB 25 nach Gummersbach Endstation © Landesblog NRW
RB 25 nach Gummersbach Endstation © Landesblog NRW

Fahrt mit dem RB 25 in den Oberbergischen Kreis

Neulich erst schwadronierte ich mit einer Arbeitskollegin über ihren Nachhauseweg. Sie muss dazu von Köln aus mit der Regionalbahn 25 fahren und dabei Orte mit so anmutenden Namen wie

  • Rösrath…
  • Honrath…
  • Rosrath-Stumpen..äh Stümpen…

oder auch Hoffnungsthal, das Thal der guten Hoffnung, passieren. Bis sie dann in Overath ankommt. Das wohlgemerkt ist wirklich ein Ort, wohlweislich sodenn Namensgeber der Fußballfamilie Wolfgang Overaths.

Ein paar Stationen nach Overath, immer weiter Richtung Osten fahrend, übertritt man hinter Overath die Grenze vom Rheinisch-Bergischen Kreis zum Oberbergischen Kreis. In Engelskirchen ist man schon darin, denn durch das sogenannte Köln-Gesetz 1975 wechselten die Engelskirchner spontan die Konfession. Oder so.

Inschrift Gummersbach im Bahnhof © Landesblog NRW
Inschrift Gummersbach im Bahnhof © Landesblog NRW

Endhaltestelle der RB25 war für mich an jenem Tage allerdings Gummersbach. Und was macht man in Gummersbach? Natürlich, Handballspiele gucken!

Was kann man sonntags in Gummersbach machen?

Ampel mit Warteleuchte in Gummersbach © Landesblog NRW
Warte mal.

Ach nein, warte mal…es ist ja Sommerpause. Tiefster Sommer ist’s! Und da macht Hallensport gleich gar nicht Spaß. Aber ich könnte ja auch schwimmen gehen, wenn ich Carsten Lichtlein und Kollegen schon nicht belästigen kann.

Städtische Badeanstalt Gummersbach © Landesblog NRW
Städtische Badeanstalt Gummersbach © Landesblog NRW

Oh, die städtische Badeanstalt, na Donner und Hallodri. Ich glaube, wenn ich hier schwimmen gehe, dann gehe ich eher baden. Allerdings kann ich auch gar nicht schwimmen. Gibt es nicht noch etwas anderes, was sich in der 50.000-Seelen-Stadt Gummersbach sonntags unternehmen lässt?

Katholische Pfarrkirche Sankt Franziskus Gummersbach © Landesblog NRW
Katholische Pfarrkirche Sankt Franziskus Gummersbach © Landesblog NRW

Hierhin, zur Katholischen Pfarrkirche Gummersbach? Nein, das ist es noch nicht ganz, Schicksal. Aber vielleicht ist es schon etwas näher dran.

Doch der VfL Gummersbach in der Schwalbe-Arena?

Schwalbe-Arena des VfL Gummersbach © Landesblog NRW
Schwalbe-Arena des VfL Gummersbach © Landesblog NRW

Ich schwenke instinktiv zurück zur Schwalbe-Arena. Da scheint an diesem Sonntagmorgen das Herz Gummersbachs zu schlagen.

Da steht dann auch das gute Stück, der Hort des 12maligen Deutschen Meisters VfL Gummersbach. Ob wohl gleich „Gummi“, das Maskottchen des VfL, herausgestolpert kommt?

Steinmüllergelände Gummersbach vor Halle 32 © Landesblog NRW
Steinmüllergelände Gummersbach vor Halle 32 © Landesblog NRW

Viele Menschen strömen in jedem Fall vom Parkplatz aus hierher, und auch vom Steinmüllergelände her füllt sich der Vorplatz. Wohin wollen all die Gummersbacher?

Evangelischer Gottesdienst in der Halle 32

Gott im Radio - Gottesdienst in Gummersbach
Flyer der Veranstaltung

Halb Gummersbach ist auf den Beinen. Ihr Ziel ist die Halle 32, die direkt gegenüber der Schwalbe-Arena steht. Ich bin plötzlich von einer Vielzahl von Leuten umgeben. Alles unterhält und begrüßt sich, redet, kichert, japst und gluckst, als ob es kein Morgen nicht mehr gibt.

Nahe des Eingangs der Halle 32 schütteln sich scheinbar wildfremde Menschen die Hand, irgendwo steht dann noch UMSONST, und das ist dann der Moment, der schließlich auch mich überzeugte, die heilige Halle 32 zu betreten.

Nach dem Foyer flanieren die Frommen in eine Art Festsaal, es ist dunkel, aber Unmengen von Gläubigen sind schon da. Auf den Stühlen sind Flyer so wie der im Bild oben ausgelegt. Jetzt also weiß ich’s: ich bin das Schaf unter Wölfen, der Joghurt unter den Ehrmann’s, ich bin: der einzige Atheist im Gottesdienst zu Gummersbach!

Mischpult Halle 32 Gummersbach © Landesblog NRW
Mischpult Halle 32 Gummersbach © Landesblog NRW

Ich suche mir einen unauffälligen Platz am Mischpult und studiere das Getümmel. Das scheint mir kein gewöhnlicher Gottesdienst zu sein. Allein schon deshalb, weil er um 11 Uhr beginnt, und nicht schon früher!

Das Thema heute ist „Gott im Radio – Psalmen direkt aus dem Radio“, etwas aktuelles also. Na dann wollen wir doch mal schauen, wie wir heute ganz unverkehrt bekehrt werden.

Gott im Radio – musikalischer Gottesdienst in Gummersbach

Halle 32 in Gummersbach füllt sich © Landesblog NRW
Halle 32 in Gummersbach füllt sich © Landesblog NRW

Zunächst habe ich Schwierigkeiten, überhaupt eine Konfession auszumachen in der Halle. Buddhisten sind es sicher nicht, die sich hier scharen, denn ich habe einen von ihnen fluchen sehen. Muslime auch nicht, denn dazu ist es zu wilde.

Also Christen. Müssen welche sein, in diesem Breitegrad. Nur welche Seite? Da geht das Licht aber schon aus, und der Herr Pastor betritt die Bühne. Er hat eine Frau, ah okay, jetzt ist alles klar.

Doch bevor hier gepriesen und gepredigt wird, spielt die Band einen neumodischen Popsong zum Willkommen. Naja, irgendwann hält man nicht mehr mit in den Charts, und den Titel muss ich euch schuldig bleiben.

Kirche für Oberberg (KfO) mit genauem Zielgruppenmarketing

Musikalischer Gottesdienst der Kirche für Oberberg © Landesblog NRW
Musikalischer Gottesdienst der Kirche für Oberberg © Landesblog NRW

Der Dachverband des ganzen Spektakels, die Kirche für Oberberg (KfO), startete am 28. Juni also eine ganz neue Reihe von Gottesdienstformen, und ich war dabei! Ganz zufällig.

Die Sängerinnen und Sänger gaben alles auf der Bühne. In der Gesamtperformance waren Stücke für die ganze Kapelle untergebracht, aber auch ein paar Soli einzelner Bandmitglieder.

Zwischendurch wurden verschiedene Features vorgestellt:

  • Neue Mitglieder
  • Mitglieder mit einer besonderen Botschaft
  • wer ist den Weg zum Melatenfriedhof angetreten?
  • Kinderprogramm

Insbesondere das Kinderprogramm war wichtig, denn die Kleinen hielt es in den vorderen Reihen kaum auf den Stühlen. Sonst findet parallel zum normalen Gottesdienst der „Kidsplanet“ statt, ein Kindergottesdienst für Drei- bis Zehnjährige. Heute wurden sie jedoch mal in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen.


Und prompt kam mitten in der „Show“ ein lebensgroßes Küken auf die Bühne gehüpft und sprang und sang zum 2012er-Sommerhit „Il pulcino pik“, zu deutsch Im Radio ist ein Küken, das auf der riesigen Leinwand auf der Bühne abgespielt wurde. Genau mein Fall!

Katy Perry’s „Firework“ als Psalmen neu entdeckt

Pfarrer beim Gottesdienst in Gummersbach © Landesblog NRW
Pfarrer beim Gottesdienst in Gummersbach © Landesblog NRW

Der Pfarrer machte sich in seiner Hauptpredigt übrigens an dem Song „Firework“ von Katy Perry zu schaffen. Aus den Lyrics, die von der Band zuvor vorgetragen wurden, zog er drei Thesen heraus, die auch uns, der Herde, für unser Leben zu Nutze sein sollen.

Und das sind sie:

  1. Auch wenn noch so viele Türen im Leben verschlossen sind für dich, verzage nicht. Gott hat es so gewollt, dass du die Tür findest, die offen steht für dich, auch wenn es länger dauert. Denn die ist die richtige, nicht die anderen zuvor. Du lernst vielmehr, dich am Öffnungsmechanismus auszuprobieren.
  2. Du bist etwas besonderes. Kein anderer ist wie du. (Okay, das hätte ich auch aus anderen Liedern herauskristallisiert.) Aber, drittens:
  3. In dir ist ein Funke. In jedem von uns. Wir müssen ihn bloß erst entfachen, dann glimmen wir und unsere Schaffenskraft beginnt zu lodern!

Ja, hätte man mir das vorher mal gesagt. Ich wollte es euch nicht vorenthalten, muss aber gleichzeitig sagen, dass mir diese Art Gottesdienst 1000x besser gefällt als jegliche andere vorher.

Nach dem Gottesdienst der KfO geht es ans oKf

Dampfmaschine in der Halle 32 in Gummersbach
Dampfmaschine in der Halle 32 in Gummersbach

Nach einer Stunde war der sonntägliche Akt beendet, und die Stühle wurden zusammengepackt. Im hinteren Bereich der Halle 32 fiel mir diese alte, grüne Dampfmaschine auf. Aber die ist eigentlich auch unwichtig.

Evangelische Kirche Gummersbach und Gaststätten © Landesblog NRW
Evangelische Kirche Gummersbach und Gaststätten © Landesblog NRW

Wichtiger ist doch, was macht man nach dem Kirchgang? Ich war so glücklich, dass alles friedlich und ohne Zores zu Ende ging, ich schaute mir gleich noch die „echte“ evangelische Kirche in Gummersbach an. Diese ist in einem weißen Gebäudekomplex versteckt und zeigt sich, wenn man den Kopf gaaanz weit gen Himmel reckt.

Um die Kirche drumrum befinden sich einige Gaststätten. Und wer da immer noch fragt, was man sonntags in Gummrsbach machen kann, dem sei hiermit das Essen beschieden. Nach der KfO geht es ans oKf – ordentlich Kalorien futtern.

In Gummersbach trinkt man ZUNFT Kölsch

Restaurant Baumhof Gummersbach © Landesblog NRW
Restaurant Baumhof Gummersbach © Landesblog NRW

Kehr ein und lass dich nieder! Steht doch auch irgendwo in der Bibel. Und so folgte ich dem Lachen der Sonne, um dem Restaurant „Baumhof“ auf Google Plus eine hervorragende Kritik geben zu können. Aber erstmal musste ich hin.

Zunft Kölsch im Oberbergischen Kreis © Landesblog NRW
„Zunft Kölsch“, trinkt und sagt man im Oberbergischen Kreis © Landesblog NRW

In Gummersbach, und auch sonst im Oberbergischen Kreis, da trinkt man nicht Gaffel, nicht Früh und nicht Römer, nicht Ubier, nicht Herzog, nicht Joseph, und schon gar nicht trinkt man nicht Reissdorf nicht nicht!

Das Bier in diesen Kreisen heißt ZUNFT, und zünftig, das schmeckte es.

Schnitzel aus der Speisekarte des Baumhof Gummersbach © Landesblog NRW
Schnitzel aus der Speisekarte des Baumhof Gummersbach © Landesblog NRW

Dazu gab es ein Schnitzel, mit Bratkartoffeln. Man kann ja auch mal die Küche loben.

Seltsame Wegweiser in Gummersbach

Wegweiser Städtepartnerschaften Gummersbach © Landesblog NRW

Damit der Artikel nicht im Fressen endet, also mit der Sünde, sei hier noch ein kleines Rätsel aufgegeben.

An der Hauptstraße in Gummersbach findet man diese Ansammlung an Wegweisern vor. Folgende Informationen sind darauf wiedergegeben:

  • Bis nach Lesotho (in Afrika) sind es 9900 km
  • Nach Griechenland, zu Konstantinos Karabatziakis, glatte 2800 km
  • Bis nach Frankreich und Régis Werlé, zur Charlotte La Roche Sur Yon immerhin 960 km
  • Nach Lauenburg muss der Reisende 1100 km zurücklegen und
  • Die Stadt Burg in Sachsen-Anhalt ist 435 km entfernt

Wer in den Quelltext klickt und die Bildnamen liest, erfährt, wieso diese auf den ersten Blick vollkommen sinnfreien Entfernungsangaben in der Gummersbacher City platziert sind. Drauflos raten dürft ihr aber trotzdem – am liebsten in den Kommentaren!

Dann bis zum nächsten Mal,

euer Thilo

Weiterführende Infos zum Gottesdienst in Gummersbach

Zu den vergangenen und den nächsten Gottesdiensten in dieser besonderen Reihe hier noch ein paar Verweise:

  • Gottesdienst am 26.07. 2015, 11 Uhr an gleicher Ort und Stelle „Gott auf der Höhe“ – Psalmen, die Seine Größe zeigen
  • Gottesdienst am 09.08. 2015, 11 Uhr „Gott fürs Herz“ – Psalmen, die gut tun (Familiengottesdienst, also wieder alle Mann nichts wie hin)
  • Webseite der Kirche für Oberberg (KfO)
  • Songtext von Katy Perrys Lied „Firework“ (englisch)
  • Zunft und Co. – alle Kölschsorten auf koelschfuehrer.de

2 Antworten zu “Götze Gast beim Gottesdienst in Gummersbach”