Neujustierung der Überwachungskameras Köln Hbf | Pendlergeschichte #11

Symbol für Videoüberwachung

Ganz sicher geschieht all jenes, woraus Pendler ihre Geschichten zu schöpfen wissen, zu 90 % innerhalb der von ihnen genutzten Verkehrsmittel. Deren Zuspätkommen bzw. manchmal auch eine irritierende Pünktlichkeit bedingen jedoch, dass wir auch auf den Bahnsteigen etwas mitbekommen (wie zum Beispiel vom Straßenbahnunfall mit Hund Paul ?). Heute wird es eher technisch, und wer sich am Kölner Hbf um seine Sicherheit sorgt, dem spendet die 11. Pendlergeschichte heute vielleicht ein Quantum Trost. Ab!

Nur 1 min zu spät – was hätte man tun sollen?

Hechel, Schnauf, Japs – gerade ist der RB48 von Köln nach Bonn vor meiner Nase weggefahren, ich sehe nur noch die Rückleuchten.

Man fragt sich, wobei hätte man schneller sein können. Hätte ich

  • eine andere KVB-Route nehmen sollen?
  • in der Vorhalle diesen einen Slalom mehr um die Leute vor einem wagen müssen, mit Mut durch die immer enger werdende Lücke?
  • oder gar über die Gleise abkürzen können?

Nein, das hätte ich nicht! Denn das würde meinem Erziehungsauftrag an alle Jungpendler alles andere als gerecht. Und dazu noch: Beim Ritt über die Gleise wäre ich 100%ig porträtiert worden.

Allerdings kam in den letzten zwei Monaten (plus dem heutigen Schalttag) häufiger die Frage auf – wie gut eigentlich? Vielleicht kennt ihr ja die Äußerung dieses ehemaligen Bundespolizisten vom Kölner Hbf: Bezüglich der Unterscheidung eines Koffers und einer kleinen Person auf den Bildern der Überwachungskameras am Hbf – und darum geht es heute.

Wie gut sind die Überwachungskameras am Hbf Köln?

Bahnsteig Gleis 8 und 9 Köln Hbf © Landesblog NRW
Keine dunklen Winkel und alles hell erleuchtet, bitte

Über die Notwendigkeit der Videoüberwachung und anderer staatlicher Kontrolle gibt es verschiedene Meinungen, eine jede mag ihre Berechtigung haben.

Falls man sich aber dafür entscheidet, und entsprechend investiert, sollte zumindest alles einwandfrei funktionieren. Wennschon, dennschon.

Dass man sich darum jetzt, nach den Diskussionen der letzten Wochen, kümmert, erlebte ich als Zeuge eines nicht häufig vorkommenden Schauspiels, als ich wie erwähnt neulich die Bahn so knapp verpasste.

Mit den Augen einer Überwachungskamera sehen

Überprüfung einer Überwachungskamera am Kölner Hbf
Überprüfung/Justierung einer Überwachungskamera am Kölner Hbf mit einem Zweitgerät

Ich sehe also dem davonrauschenden Zug nach, wobei mir unterhalb der Zugzielanzeige an Gleis 9 eine wuselnde Arbeitstruppe auffällt. Drei Männer in oranger Warnweste, eine Hand voll Offizielle, und dazu: jede Menge interessierter Bürger.

Einer der Orangen bewegt einen Mast mit einer kleinen Videokamera in die Höhe. Da er das mobile Auge, als ich gerade hinzukomme, gerade in den Zwischenraum eines Stützpfeilers hält, wo sich oft Wildnester ansiedeln, vermute ich die Überprüfung seltener Vogelarten im Kölner Hbf.

Teleskopstativ der Zweitkamera © Landesblog NRW
Teleskopstativ der Zweitkamera

Wann die Jungreiher denn nun schlüpfen, frage ich den Oberornithologen? Aber der nickt bloß stumm, und möchte lieber schnell mit der Arbeit fertigwerden. Dabei unterstützen ihn folgende Mannen und Gerätschaften, und dann wird mir auch klar, worum es hier geht:

  1. Der Orangene mit dem Handmast bzw. einem Teleskopstativ, der die Kamera stets direkt neben das vorhandene Gerät postiert,
  2. Zwei Techniker, von denen einer sich um die Kabellage kümmert und der andere die Bilder auf einen Mini-Laptop holt,
  3. Ein weiterer Orangener, der die jeweilige Postierung mit einer DigiCam dokumentiert
  4. Noch einer, der wie beim Filmdreh eine Klappe mit der Nummer der jeweiligen „Szene“ ins Bild hält und danach die Beschriftung ändert,
  5. ein Mann mit einer technischen Zeichnung des Bahnhofsgebäudes (mindestens A2-Format), der das Papier alle paar Sekunden in einem anderen Winkel vor sich hält,
  6. ein Geschäftiger im Anzug, der sich nach allen Seiten immer wieder umguckt,
  7. sowie ein Bürobote, der nachher für alles verantwortlich gemacht werden wird.

Alles zum Wohle des subjektiven Wohlempfindens! Je mehr Kameras die Arbeiter in Beschlag nehmen, desto größer wird das Interesse der Wartenden um sie herum. Die Traube besorgter Bürger dürfte inzwischen die Einwohnerzahl Castrop-Rauxels erreicht haben.

Dabei sieht man eigentlich immer nur das Bild der Technikerkamera, das die aktuelle Perspektive der jeweiligen Ü-Kamera wiedergibt. Der Geschäftige berät sich mit den anderen, ob und was man (bei neuen Kameras dann?) in Zukunft ändern sollte, und dann geht es weiter.

Videoüberwachung am Hbf bald auf neustem Stand?

Die Kriminalität schläft nicht, und so wurde es wahrscheinlich höchste Zeit, mal mit Nachjustierungen im Bereich der Videoüberwachung zu beginnen. Vorausgesetzt, meine Vermutungen sind richtig, aber die Erneuerungen wurden medial angekündigt.

Verhindern kann man natürlich nicht, dass z.B. jemand aus Hast, den Zug noch zu bekommen, über die Gleise läuft, oder ein Taschendieb zuschlägt. Aber angesichts der Big-Brother-Vollausstattung von

  • KVB-Bahnen (angesichts von Vandalen im Zug),
  • U-Bahn-Haltestellen,
  • öffentlichen Plätzen oder auch
  • Geschäften

sollte der Kölner Hauptbahnhof zumindest nicht nachstehen. Weitere Informationen über unser aller Monitoring im öffentlichen Raum findet ihr in den weiterführenden Links.

Bis zum nächsten Mal, und haltet die Augen offen,

euer Thilo

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