Es ist unter Pendlern zwischen Bonn und Köln ein altbekanntes Thema – es gibt nur wenige Brücken, die dem Tross an Fahrzeugen über den Rhein jeden Tag standhalten müssen. Allerdings ist es so, dass, gäbe es mehr steinerne Überführungen, Natur und Rheinschiffsverkehr darunter erheblich litten. Wie gut, dass es die Rheinfähren gibt – und eine den Landesblog NRW neulich direkt ins Café Hafenschlösschen fuhr. Pendlergeschichte Nr. 10 (Trommelwirbel) ab!
Kleines 1×1 der Rheinfähren
Seit wann gibt es Rheinfähren? Wer fährt die Rheinfähren? Wie viele gibt es, und sind sie kostenlos? Ein kleines Einmaleins über die nautischen Wegeverkürzer.
Seit wann setzen Fähren zwischen den Rheinufern über?
Die Geschichte der Rheinfähren setzt schon früh ein. Im Prinzip war seit jeher dort, wo der Rhein seinen breiten Arm ausstreckte, ein Überqueren durch Wasserfahrzeuge von Nöten. Die Menschen behalfen sich bereits in Frühzeit und später im Mittelalter mit
- Baumstämmen,
- Kähnen,
- Barken oder auch
- Schaluppen,
ehe Anfang des 20. Jahrhunderts die motorisierte Binnenschifffahrt Einzug hielt. Bevor es selbstständig fahrende Fähren gab, manövrierten sogenannte Gierponten auf dem Rhein, die entlang eines Stahlseils zwischen den Ufern hin- und herfuhren.
Die Dampfschiffe, die danach kamen, sind allerdings inzwischen nicht mehr rentabel – die Mondorfer Fähre treibt ein Schottelruderpropeller an.
Wer braucht Rheinfähren so oft, dass sich das Geschäft lohnt?
Mehr als manch einer glaubt. Zunächst sparen sich Reisende ab Bornheim flussaufwärts den Weg über die Kennedybrücke in Bonn, wenn sie Richtung Niederkassel / Troisdorf wollen. Es sei denn, es handelt sich um einen absoluten Vollidioten auf dem Weg zum Schwert von Lülsdorf (was hätte man für Zeit sparen können…)
Pendler wie Ausflügler gleichermaßen nutzen die Überfahrtsmöglichkeit. Mitgenommen werden können
- Fußgänger,
- Fahrradfahrer,
- Motorräder,
- PKW + Anhänger,
- LKW auch über 7,5 Tonnen,
- große Traktoren
und sogar Trabanten. Wer mit einem 12-Tonner angefahren kommt, wird allerdings den Umweg über die Straße nehmen müssen. Zulässiges Höchstgewicht eines einzelnen Objekts sind 10t. Das ist in den Wassertaxis von Venedig und New York allerdings nicht anders.
Boah, geil. Rheinfähre, Rheinfähre! Kann ich kostenlos mitfahren?
Nein. (Du Geizhals.) Die Tickets für die Rheinfähren werden auf dem Schiff erworben, Billets der Verkehrsbünde Rhein-Sieg oder so gelten hier nicht. Der Schiffer und sein Ausguck müssen schließlich ihre Familien nähren. Einen Smutje gibt es nicht, der das macht.
Auf der Mondorfer Fähre könnt ihr im Vergleich zum Einzelticket verbilligte 10er- und 50er-Karten kaufen, auf der Königswinterer Rheinfähre gibt es auch Monats- und Jahreskarten.
Wie viele Rheinfähren gibt es? Fahren die 24/7?
Es gibt über 50 Fähren an Ober-, Mittel- und Niederrhein. Nicht alle sind öffentlich, die meisten aber schon. Ob es sich bei einer avisierten Rheinfähre um eine Autofähre handelt, sollte man vorab nachgucken. Auch, ob sie ganzjährig tourt.
Im Winter pausieren einige Fähren, unabhängig von der ausgeschriebenen Öffnungszeiten stoppen die Wasserfahrzeuge den Betrieb bei zu niedrigem oder hohem Wasserpegel. Damit sie einerseits nicht auf Grund laufen oder andererseits nicht Treibgut die Zufahrtsstraßen blockiert und eine Überfahrt keinen Sinn ergibt.
Wenn es dann auch noch gen Abend zugeht, besser den Fahrplan genau studieren. Wer so wie jetzt im Februar nach 17 Uhr Ausschau nach dem Käpt’n hält, schaut in die Röhre – denn dann der hat Feierabend.
Liebsame Zeitbeschäftigung am Mondorfer Ufer – das Vögelfüttern
Los geht es also an diesem kühlen Wintertage. Das Mobiltelefon ist schon ein paar Mal von allein vor Kälte ausgegangen. Am Uferrand stehen zahllose Leute, die sich auf einen Sonntagnachmittagsspaziergang begeben haben.
Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist das Vögelfüttern. Manch ein Rentner schleppt säckeweise Gut in einem Bollerwagen herbei. Unter
- Enten,
- Schwänen,
- Tauben oder auch
- Gänsen
ist die Freigiebigkeit der Bonner, Buschdorfer und Bornheimer allseits bekannt, und so herrscht zwischen den alle 10 Minuten erfolgenden Ankünften der Rheinfähre am linksrheinischen Ufer ein reges Treiben.
Ziege, Wolf und Kohlkopf wollen ins Café Hafenschlösschen 😉
So, wie sind wir jetzt hinübergekommen, wie war es auf der Fähre? Haben Kohlkopf und Ziege überlebt? 😉
Zunächst einmal lassen wir die Autos und Menschen passieren, die von der Fähre wieder an Land wollen. Danach begeben wir uns aufs Schiff, wozu wir keine „Permission to come on board“ benötigen.
Es vergeht noch eine Zeit, bis uns der bei den Fährenpendlern wohl bestens bekannte, asiatische Fahrkartenkontrolleur anspricht (er ist immer da) und wir ein 10er-Ticket bei ihm kaufen. Die See ist ruhig, und langsam stoßen wir vom Graurheindorfer Ufer ab, um nach Mondorf zu gelangen.
Ihr seht, dass der Kapitän eine enorme Schräglage des Ruders eingeschlagen hat – in der Rheinschifffahrt nichts Neues. Auf der Kölner Rheinbrücke hatte ich während meines Besuchs bei den Schafen am Kölner Rheinufer sogar parallel zur Fließrichtung von Vater Rhein fahrende Schiffe beobachtet, die sich den Kräften des Rheins aus ganz einfachen Gründen anpassten.
Und auch die Mondorfer Rheinfähre stellt sich nicht einfach „quer“, sondern stellt den für sie günstigsten Winkel ein, mit dem sie effizient gen Nordnordwest übersetzen kann.
Am Ufer in Niederkassel angekommen
Kaum 3 Minuten hat der Spaß der Überfahrt gedauert. In der Mitte des Flusses bekommt man beinahe ein Meeresfeeling, und die Aussicht nach beiden Seiten (siehe Titelbild) ist klasse, aber letztlich ist es ja keine Keuzfahrt.
Zudem müssen wir uns jetzt in das denkbar frequentierte Café Hasenschlösschen begeben, wenn wir noch einen Tisch abbekommen wollen.
Das Café Hafenschlösschen in Niederkassel
Der Landesblog NRW wird jetzt sicherlich kein Tortengourmet mehr, aber so ein paar Empfehlungen will ich wohl geben hierzu. Es laden sicherlich auch noch andere Restaurants am anderen Uferrand zu sich ein, aber das Café Hafenschlösschen ist sicher das nächstgelegene.
Aus einer täglichen Konvolut an Torten kann man sich eins oder mehrere Stücke aussuchen und gemütlich dick werden. Die Kellnerin bringt Kaffee, Schokolade oder Tee dazu.
Die Tische sind wirklich bis an die Wand gestellt, die Flächenausnutzung geht gen 100 %. Das ist ja schließlich auch zu erwarten, aber mit einem bisschen Geduld muss man nicht stehen, oder man umgeht die Stoßzeiten. Eine davon dürfte Sonntagnachmittag sein.
Meine persönliche Empfehlung ist die Mandarinentorte. Der Boden ist hier echt das Beste, und nicht zu übertreffen. Aber den haben die Torten fast alle miteinander gemein, und auch das Schokoladengebäck schmeckt nicht übel!
Rückfahrt mit der Mondorfer Rheinfähre
Es dunkelt schon in der Heide, als wir uns auf den Heimweg nach Hersel machen. Wir sehen ein für KFZ-Führer sehr bedeutsames Verkehrsschild, und lassen unseren Blick weiter gen Wasser ziehen. Es gibt ein paar Gärten hier, auf deren Veranden im Sommer sicherlich ein paar Dauerabonnenten auf diesen Ausblick sitzen. Dann kommt auch schon die Fähre.
Am Ufer hier drüben steht übrigens diese Wärmelicht, das die Wartezeit wohl sehr zu erwärmen weiß. Ein Hoch auf die Stadtplaner!
Die Wellen schippern gleichmäßig an die Seitenflächen und den Bug, und diesmal geht es im Vorwärtsgang wieder hinüber nach Mondorf. Ich denke ein wenig, und darum geht es ja auf diesem Blog, über die Pendler nach, die diesen Weg hier täglich nehmen.
Sie haben an Tagen von Hoch- bzw. Niedrigwasser oder auch technischen Problemen nur das 1 Gefährt, das dann entweder läuft oder nicht. Ein zweites wird wohl kaum in Kürze nachgeschickt, sodass sich die avisierte Fahrtzeit extrem verlängert, oder?
Welche Erfahrungen machen Rheinfähren-Pendler wohl sonst noch? Vielleicht gibt es ja jemanden, der das hier liest und und ein wenig darüber kommentieren möchte. Ich bin gespannt!!
So, bis zum nächsten Mal,
euer Thilo
Update: Rheinfähre trotzt dem Hochwasser im Sommer
Mehr über die Mondorfer Rheinfähre lesen
- ausnahmsweise mal ein Wiki-Artikel, die Liste aller Rheinfähren ist allerdings ein gut recherchierter
- Webpräsenz der Rheinfähre Mondorf
- Website des Café Hafenschlösschen
2 Antworten zu “Mit der Mondorfer Fähre ins Café Hafenschlösschen – Pendlergeschichten #10”
Ist das „Hasenschlösschen“ Absicht oder Typo? Gibt es gar einen falschen auf der Speisekarte?
Gruß,
K
Haha das war Typo, allerdings in meinem Kopf =P Ich hatte zunächst durchweg Hasenschlösschen geschrieben, bis mir auffiel, dass da etwas nicht dran stimmen konnte oO