Pendlergeschichten #1 – Vandalen im Zug!


Beim Zugfahren treten heitere, überraschende wie auch ernste Dinge zu Tage. Wenn man in den Zug einsteigt, weiß man nicht, wessen Geistes Kind seine Mitreisenden sein mögen. Dass in der Regionalbahn letzte Woche Mittwoch jedoch nicht nur Vandalen, sondern auch Teutonen, Barbaren und Hunnen auftauchten, war ein starkes Stück. Ob die Wenden die Wende brachten, oder etwas anderes zur Rekonzilierung führte, lest ihr in Teil 1 der neuen Landesblog-Serie Pendeln zwischen Bonn und Köln.

Klugheit gegen Vandalismus (c) Landesblog NRW
Ob die Zeichen der Intelligenz ausreichten, um gegen die Vandalen anzukommen?

Was tun gegen Vandalismus, und was gegen Vandalen?

Für die Deutsche Bahn ist Vandalismus in jeglicher Form ein unschönes Thema. Die Art und Weise, in der sich Vandalen in Erinnerung bringen, ist leider vielfältig:

  • Graffiti auf Zugscheiben
  • zertrümmertes Sitzmobiliar
  • gestohlene Ausrüstung wie Feuerlöscher oder Notfallhämmer

Mehr Tipps will ich gar nicht geben. Die Mittel, mit denen man blinder Zerstörungswut beikommen kann, sind leider begrenzt, wenig getestet oder von Vornherein nicht durchführbar. Die Herausforderung zu einer Patrie Schach hilft eigentlich nur in Sonderfällen, ein Buch bräuchte schon eine ziemliche Dicke bzw. die Hardcover-Ausgabe, um einem Vandalen standzuhalten.

Doch tun wir den Vandalen bzw. Wandalen bzw. Vanduli etc. etc. vielleicht nicht doch Unrecht, wenn wir sie als solche mit denen gleichsetzen, mit denen wir die Zerstörer und Kaputtschläger meinen? Mal sehen, ob die Geschichte bzw. diese Geschichte dazu Aufklärung beiträgt.

Geschichtsunterricht zu germanischen Stämmen im Zug

Ich steige in Deutz in die MittelrheinBahn ein und setze mich in ein Vierersitz-Abteil. Im Hauptbahnhof Köln steigen eine Menge Leute ein, darunter ein stattlicher Herr, der sich neben mich setzt und sein aus einem afrikanischen Land wohl stammenden Kollegen, der ihm gegenüber Platz nimmt.

Beide sind gerade angeregt im Gespräch, das sie auch nicht groß unterbrechen, um sich über die Platzwahl zu verständigen. Es geht, grob gesagt, um eine ganze Menge Geschichte. Und zwar um jenen Teil der Weltgeschichte, bei dem die Generation Guido Knopp und viele andere nicht unbedingt kompetent mitreden können – den ersten 10 Jahrhunderten nach Christi Geburt.

Es geht wild umher zwischen kurz angerissenen Fakten rund um

  • die Teutonen,
  • die Wikinger,
  • die Hunnen,
  • die Kelten,
  • die Goten,
  • natürlich die Römer,
  • die Burgunder (*mjam* =P)

und eben die Vandalen. Alle sind sie umhergezogen, mehr oder minder erfolgreich, immer auf der Suche nach Siedlungsmöglichkeiten, Rohstoffen und freiem WLAN. Das müssten die Hauptmotive gewesen sein, denn die Karten dieser Zeit zeigen nicht unbedingt die große Sesshaftigkeit.

Ein ungleiches Paar von Historikern

Der Dialog der beiden ist eher einer der Sorte Monolog. Der Stattliche reißt Themen an, springt zwischen den Völkern munter hin und her, lediglich durch kurze Rückfragen des anderen gestoppt. Jener versucht auch etwas beizutragen, wird aber andauernd von meinem Sitznachbarn zu seinen Äußerungen korrigiert. Stört den offenbar aber kaum.

Irgendwann geht es um das allen Kriegen leider zu Eigene Gemetzel. In alten Zeiten hat es immer Plünderungen, massenhafte Tötungen und andere Schrecklichkeiten gegeben, und im 21. Jahrhundert ist dies nicht anders.

Der Stattliche allerdings ist der gegenteiligen Meinung – in Afghanistan 2002 sei laut ihm alles friedlich abgelaufen. Es ist der Moment, in dem ihm sein Begleiter zum ersten Mal, soweit ich es historisch beurteilen kann, zu Recht widersprechen kann, indem er einfach nur etwas von Drohnen murmelt.

Attila, der Hunnenkönig und der Chinesische Kaiser

Die beiden wechseln schnell das Thema, und kommen zu besonderen Bestattungsformen, die früheren Königen zuteil wurden. Für Attila, den Hunnenkönig, wurde einst ein ganzer Fluss umgeleitet, damit er unter dem Flussbett begraben werden konnte, heißt es.

Mein Nebenmann zieht die Parallele, dass Chinesischen Kaisern durch sogenannte Hügelgräber ähnliche Ehre erwiesen wurde. Grabräuber hatten so keine Chance, das Grab zu schänden, und unweigerlich wurde ein Mysterium um die Ruhestätte aufgebaut – marketingmäßig nicht ganz unklug heutzutage.

Und ratet, wer vor nicht 3 Monaten genau an so einem Hügelgrab stand? DIE VANDALEN!
Nein! Ich stand da! Und kam so zu einem Einstieg in das Gespräch, wenn auch nicht allzu lang, da wir schon Brühl hinter uns gelassen hatten.

Die beiden ließen mich mitreden, und ich lieferte ein paar Informationen über die Eintrittsgelder für solche Grabstätten, zu empfehlende Stadtführer für Peking und Umgebung und was mich so nach China trieb.

Eine vandalensichere Zugfahrt

Um die Vandalen geht es im weiteren Verlaufe unserer Fahrt nicht mehr, aber das hatte ich auch von Anfang an für diese Geschichte nicht vor 😉 – der erste Teil der Pendlergeschichten sollte Konflikte nur auf der intellektuellen Ebene abhalten.

Auf gewaltfreie Fortsetzungen der Serie und bis nächstes Mal!