Määäääh! Määäääääh! Mäh-mäh-määäääh! *blök* Määähähähäää! *Doppel-Mäh* Mäh! (Zwischendurch ein Rasenmäher: „Ihr habt mir gar nichts zu sagen!“) Mh? Egal. Määäääh. Und nochmal mäh, so! Viel mehr gibt es heute im Einleitungstext nicht zu sagen. Die verrückte Schafherde tummelt sich wieder das Rheinufer in Köln entlang, und was soll ich sagen – ich war dabei!
Schafe dieses Jahr ohne Hirtenhunde, sondern eingezäunt
Vor 2 Jahren, im September 2013, ich war kurz zuvor erst nach Köln-Mülheim gezogen, hatte ich die Racker zum ersten Mal erblickt. In einem Monat ohne KVB-Ticket lief ich den Weg von der Arbeit zurück nach Hause täglich über die Mülheimer Brücke. Und zunächst tut man eine Schafherde mitten in Köln als Halluzination ab. War aber keine!
Die Schafe waren, und das ist die Hohe Kunst, damals ohne Zaun unterwegs. Der Schäfer saß, ganz anders als in Filmen wie Schweinchen Babe oder dem Buch „Als die Tiere den Wald verließen“, ein paar Meter von seiner Herde entfernt in einem blauen Viertürer. Nein, kein Karren, sondern ein Golf. Golf, nicht Wolf.
Zwei Schäferhunde kümmerten sich derweil als Hirtenhunde damals um die selbe Anzahl an Schafen, die ihr heute auf meinen Bildern seht. Ab und zu wurden sie vom Schäfer ermahnt, doch mal wieder loszusprinten, aber eigentlich hatten sie das intuitiv drauf.
Wie halten Schäferhunde die Schafe zusammen?
Immer, wenn die Lücke in der Mitte der Herde zu groß wurde, wetzten die beiden bzw. einer von beiden los. Das Signal für einen Hirtenhund, aktiv zu werden, definiert sich nicht über ein einzelnes Schaf, das zu weit außen steht, sondern über den Platz, der sich innen auftut.
Die Hunde nutzen zudem das ureigene Verhalten der Schafe aus, bei Gefahr wie einem Hundebellen oder einem freundschaftlichem Zwicken in den Hammellauf so weit wie möglich zu anderen Schafen in deren Mitte zu streben. Da meinen sie dann, vor der Gefahr am weitesten entfernt in Sicherheit zu sein.
Die Schafherde zieht weiter, der Sultan…
Wie gesagt, diesmal wurden die Arbeitsplätze der Schäferhunde wegrationalisiert und ein Wanderzaun installiert. Dieser wird beinahe täglich weitergesteckt, um mit den Schafen in Richtung Südstadt zu ziehen.
Vielleicht gibt es aber auch zwei Zäune, und der Mittelteil wird dann rausgenommen, um die neue Fläche mit den Schafen zu fluten. Da ich zu der Zeit immer arbeite, kann mir vielleicht jemand in die Kommentare schreiben, wie man das ganz ohne Hunde macht (*hat sogar jemand gemacht jetzt!!*).
Die Hirtenhunde habe ich übrigens neulich am Wiener Platz getroffen. Sie saßen im Jobcenter Mülheim und wirkten ziemlich bedröppelt.
Zahlreiche Schaulustige und Fotografen um die Schafherde
Auf einer Fläche, die ich auf 200*100 Meter, also 2 Hektar groß schätze, mähen Hunderte Schafe miteinander um die Wette! Keiner weiß so richtig etwas über ihre Herkunft oder sonst irgendwelche Fakten, aber alle wollen sie fotografieren, und Eltern gehen gern hierher, da ihre Kinder so erst einmal schön abgelenkt werden.
Aber scheu sind sie, die Wollknäuel. Bei jedem Ballerinaschritt eines Umstehenden im weichen Gras hoppeln die flauschigen Gesellen vom Rand des Zauns, wie schon eben gerade beschrieben, schleunigst wieder gen Mitte der Großfamilie. Für ein Selfie mit einem Schaf braucht es also äußerste Geduld oder ein qualitativ hochwertiges Lammkostüm.
Vom Schäfer überdies war keine Spur. An den Reifenspuren hinter dem Gestüt konnte man allerdings erkennen, dass die Schäfchen nicht ganz unbewacht sein würden. Und das ist auch gut so. In einschlägigen Zeitungen wie dem EXPRESS las man in den vergangenen Jahren immer wieder von wildgewordenen Hunden, die sich ihr Abendessen dort abholten.
Die Schafe am Kölner Rheinufer machen alles platt
Unweigerlich bahnen sich die Schafe ihren Weg in die Südstadt. Jeder Grashalm, der im Weg rumwächst, wird um ein Vielfaches seiner Länge halbiert.
Und auch die Mülheimer Brücke ist schon nahe. In einigen hundert Metern fahren die Bahnen dort in beiden Richtungen stetig aneinander vorbei, und auch der Feierabendverkehr hält Einzug. Unter dieser Brücke, zwischen den Pfeilern, wird recht oft gezeltet, einige Obdachlose in Köln haben dort ihr Lager. Vorgestern befand sich die Herde direkt unter der Brücke, und wenn die Leute dort keine Ohropax haben sollten, werden sie wohl für 2 Tage von dort gewichen sein.
Aber was sagt ein Schaf eigentlich zu dem ganzen Trubel? Wir haben einmal eins befragt, das sich dummerweise nicht schnell genug wieder in die Mitte zurückbegeben hatte. Schwupp, schon wird man interviewt! Ist heutzutage in der Welt der VIPs (Very Important Pummelschafe) ja nicht anders üblich.
Interview mit einem Schaf
[box color="yellow"]Guten Tag, Herr, äh Bock? Wir hoffen, wir haben Sie nicht in Ihrem Arbeitsablauf gestört. Wir sind vom Landesblog NRW und würden für unsere Leser gerne einmal etwas von Ihnen über Ihren Alltag erfahren. Ginge das?MÄH! Erstens, weder mein Name noch mein Beruf ist Bock. Ihr wollt mich wohl auf die Hörner nehmen. Und zweitens ist hier, wo ihr mich hinbugsiert habt, schon alles abgegrast – wie soll man da noch etwas zu essen finden?!
Nun ja, Frau Schaf, Sie sind ja auch hier, um ein Interview zu führen. Wenngleich ich mich eh gerade frage, ob Sie denn als Wiederkäuerin nicht noch etwas in den Lefzen haben, worauf Sie ein bisschen herumkauen könnten.
Mäh, habe ich nicht. Eure Internetseite ist übrigens großer Bockmist. Eure Fragen stellt in Gottes Namen, aber achtet darauf, dass mir die Touristen nicht zu nahe kommen!
Sehr freundlich, danke. Und keine Angst, die Touris sind lammfromm, die tun keinem was. Sie verstehen, „lammfromm“, von Lamm, hehe, ne? Kleiner Wortwitz.
Schnauze, Dicker.[/box] [box color="yellow"]*räusper* Also schön. Erzählen Sie etwas über Ihren Werdegang und Ihre Karriere, bitte.
Na gut. Ich wurde im Jahre 2013 als elftes von 14 Kindern in Euskirchen geboren. Meine Mutter verdient sich ihren Lebensunterhalt in einer Gruppe Mäherinnen, und mein Alter kloppt sich dort hinten gerade mit `nem anderen Bock herum. Sind wir jetzt fertig und kann ich gehen?
Nun mal schön mit der Ruhe, das wird doch grade spannend. Also Sie meinen, es gibt durchaus auch außerhalb der Weide eine berufliche Perspektive für Schafe.
Wenn ich es doch sage. Einer meiner Brüder ist zum Beispiel bei der Polizei gelandet, in einer Sondereinheit. Auf den sind meine Eltern besonders stolz.
Oh, bestimmt als Crowd Manager oder so etwas in der Art, wo man große Menschenmassen koordiniert?
Nun ja, nicht direkt. Er ist Schafschütze.
Donnerwetter! Und Ihre weiteren Geschwister, was machen die?
Sie sind aber auch scheiße neugierig! Mich erst vom Nichtstun abhalten und dann auch noch dumme Fragen stellen, die sich jeder selbst beantworten könnte![/box] [box color="yellow"]Sie sind ein ganz schöner Streithammel.
Schaf kombiniert, Blitzmerker. Aber wenn ihr dann Ruhe gebt...also meine ältere Schwester ist Schlagersängerin gewesen. Mittlerweile kann sie aber nicht mehr so gut, und hat sich zurückgezogen. Hier könnt ihr aber immer noch einen ihrer bekanntesten Songs anhören. Ihr Künstlername ist Wolfgang „Wolle“ Pe...
...äääh ein anderes Mal sicher, aber jetzt, wo alle noch, äh hier sind und es ihnen gut geht: Haben Sie heute, an Ihrem Lebensabend, vielleicht noch ein paar Träume, ungestillte Sehnsüchte, was Ihnen noch widerfahren sollte?
Och, ich würde gerne mal noch verreisen, und die Welt ein bisschen sehen. Aber wer nimmt ein Schaf schon ins Flugzeug mit? Destinationen wie Lammpedusa oder Kambocktscha sind da gleich von Vornherein ausgeschlossen =(
Nun ja, Mähsopotamien wäre vielleicht nochmal ein Ansatz.
Lass mal, ich bin nicht religiös. Hat man nur Ärger als Schaf. Meine Mutter sagt ja auch immer, Mädel, wärste mal in Hinterindien und als Kuh auf die Welt gekommen.
Zum Abschluss sei uns eine Frage bezüglich eines nur allzu bekannten Phänomens gestattet. Eine Schafherde ist ja nun wirklich dauerhaft am Blöken - versucht man aber das Tier auszumachen, welches gerade gemäht hat, findet man es nie. Wie weiß man, welches Schaf hat Mäh gemacht?
Meistens das linke.
Ist ja allerhand. Liebes Schaf, wir danken Ihnen für dieses Gespräch! [/box]
So ein Schaf ist auch nur ein Mensch
Wir (also ohne unsere neue Freundin Shelly) gehen noch kurz ans Wasser, um von dort der gleißenden Sonne zuzusehen, wie sie sich langsam empfiehlt und die Schafherde in ein buntes Farbenspiel nimmt. Es ist ungemein entspannend, den Arbeitstag hier ausklingen zu lassen. Man merkt, es wird wieder Sommer werden, und ganz Köln wird sich hier hinchillen, um alle fünfe gerade sein zu lassen.
Dass jemand auch mal an die Schafe als Individuen denkt, kommt dabei äußerst selten vor. Mit unserem kurzen, aber tiefen Einblick (Deep into the Sheep) wollten wir gerne einmal diesen Paradigmenwechsel wagen und freuen uns über Feierabendkommentare! Bis nächstes Mal und hier noch ein Video, wie es sich unser Schaf schmecken lässt (bisher unveröffentlichte Zoomaufnahmen):
6 Antworten zu “Schafe am Kölner Rheinufer – es ist wieder so weit!”
Oh wie süß! Ich find ja Schafe auch toll. Auf dem Weg zur Arbeit bei uns steht auch eine kleine Schafherde.
Warst du schon im Kino bei „Shaun das Schaf“? Empfehlung!
Beste Grüße.
Hehe. Ach was. Schafe erobern die Großstädte! In Frankfurt trainiert bei der Eintracht ja auch ein Scha(a)f mit…
Nee war ich noch nicht. Aber der Film macht, dass man mit „Interview mit einem Schaf“ diesen Artikel nicht auf Seite 1 bei Gockel findet!
Auf der Grünfläche zwischen Lindenthal-Sülz-Zollstock weidet auch eine Herde. Beim Verlegen der Zäune und beim Freilauf kommen die Hütehunde zum Einsatz. Ist die Herde eingezäunt, nimmt der Schäfer die Hunde meistens wieder mit. Ich denke, das wird in Mülheim auch der Fall sein.
Ohne Hunde ist die Verlegung der Weidefläche zwar schwierig aber durch „Befehle“ (kein Witz, es handelt sich nicht um „Sitz!“ und „Platz!“, sondern um laute Töne) nicht unmöglich.
Hey, hey, sehr aufschlussreich! Sind die Hunde zumindest auf Minijob-Basis beschäftigt =) danke dir für deinen Beitrag!
Ich glaub, ich hab die letztes Jahr in Düsseldorf gesehen…. Sehr amüsanter Artikel! Danke
LG Ulrike
Mähhhh …
Da ist wohl heute ein Schaf verstorben. Es liegt auf dem Rücken , Beine nach oben und die zwei Familienangehörigen versuchen es wach zu stupsen. ??? weiß jemand wie ich den Schäfer benachrichtigen kann?
Traurige Grüße, Heide