Auf der alten NATO-Raketenstation Hombroich

Vorrichtung für den Raketenabschuss in Deutschland

Der Wunschtraum eines jeden auch nur halbwegs militaristisch interessierten Bubs vermag der Besuch einer „echten“ Raketenbasis zu sein. Scharf, dass es in NRW so etwas gibt! Auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss waren einst belgische Soldaten stationiert, um im Zweifelsfall ihren Teil zum Weltuntergang beitragen zu können.

Wie viele Überbleibsel des Krieges sich bestaunen lassen und welche Ausstellungen (Kirkeby-Feld, Langen Foundation) es in der Nähe gibt, könnt ihr hier erfahren. Verständnisprobleme im Text werden denke ich nicht vorkommen – ist ja alles keine Raketenwissenschaft ;-)!

Die Stiftung Insel Hombroich ist sehr weitläufig

Anfahrt zur Raketenstation Hombroich
Auf dem (Fuß)weg zur Stiftungsinsel Hombroich

Das lernfähige Navi hat aus seinem Fauxpas in der Geschichte zum Gut Jägerhof in Erkrath seine Schlüsse gezogen und mich im weiten Bogen um das avisierte Areal herumfahren lassen. Von der anderen Seite hätte man allerdings auch prima herangekonnt.

Aus Richtung Düsseldorf kommend erreicht man den Kern der Stiftungsinsel Hombroich so:

Wenn man „gegenüber“ an der Museuminsel Hombroich parkt, muss man eben noch ein Stück laufen, und kommt an der Eisenbahnstrecke im oberen Bild vorbei. Dort fährt übrigens die RB zwischen Köln und Düsseldorf.

Die Museumsinsel selbst lädt auch zum Besuch ein, man sollte allerdings Zeit, wasser- und wanderfestes Schuhwerk mitbringen. Heute soll es jedoch um die Langen Foundation und das Raketengelände gehen.

Japanische Malerei in der Langen Foundation

Eingang zum Atelier der Langen Foundation
Eingang zum Atelier

Die Langen Foundation stellt etwas schon Feineres da. So einen Prachtbau gibt es sonst nicht auf diesem Blog zu bestaunen. Es handelt sich um ein vom japanischen Stararchitekten Tadao Ando entworfenen Glas-Stein-Bau, der die Kunstsammlung/-ausstellungen des früheren Düsseldorfer Mäzenatenpaares Viktor und Marianne Langen beherbergt.

Gelände der Langen Foundation
Wie in Fernost: Japanisch angehauchte Gärten

Da bin ich natürlich nicht hineingegangen, aber was man so durch die Scheiben gesehen hat – Hut ab!

  • Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr
  • Adresse: Raketenstation 1, 41472 Neuss

Drei Kapellen auf dem Kirkeby-Feld

Infoschild zum Kirkebyfeld
Mehr Infos zum Kirkeby-Feld

Auf dem Weg dorthin passiert man außerdem noch das Kirkeby-Feld am Berger Weg, auf dem die Kunstwerke „Drei Kapellen“ stehen. Dabei handelt es sich um Backstein-Skulpturen des dänischen Meisters Per Kirkeby (1938-2018), in denen ebenfalls Wechselausstellungen zu sehen sind.

Der Mäzen Karl-Heinrich Müller brachte die Drei Kapellen und die Museumsinsel 1994 in die Langen Foundation ein.

Rundgang auf der Raketenstation Hombroich

Innenhof Raketenstation Hombroich
Im Inneren in der Raketenstation

Der Rundgang auf dem Gelände der ehemaligen NATO-Feuerstation verknüpft Natur und Geschichte. Zwar können die Jungen kein Counterstrike spielen, doch zu sehen gibt es trotzdem allerhand. An einem schönen Tag kommen ganze Familien hierher.

Worum flanieren die Besucher hier, wo einst Nike-Raketen US-amerikanischer Produktion standen? Gehen wir der Spur asphaltierter Wege und von Trampelpfaden mal nach:

Das Turmgebäude der Ex-Raketenstation

Turm in Raketenstation Hombroich
Wachturm

Der Ausguck der Raketenstation lässt gegenüber seinen Besuchern durch sein Äußeres verschiedene mögliche Deutungen über seine Geschichte zu. Laut Website bewohnt ein Düsseldorfer Dichter seit den 90er Jahren diesen Turm.

Bibliothek und Abraham-Bau der Raketenstation

Bibliothek (l.) und Abrahambau (hinten) der Raketenstation Neuss
Die Bibliothek (l.) und der Abrahambau (hinten)

Vorne das Gebäude umfasst Bibliothek und Archiv. Klar, in jeder Kompanie gibt es auch einen Archivar (Schreiberling). Hier drin dürften wahre Schätze für Historiker liegen.

Auf der anderen Seite besticht dieser massive Bau aber auch durch seine Masse von zwei Stockwerken schweren Steins, die durch das Atrium jedoch mit Licht und Schatten zu spielen scheinen.

Der Abraham-Bau weiter hinten sieht dagegen aus wie eine Agora. Und ist es im Prinzip auch. Das Bauwerk stammt aus der architektonischen Feder des Musikers Raimund Abraham (1933-2010), der es in den 90ern hierhin stellte.

Die Soldaten haben diesem schönen Freizeitbetrieb also nicht gefrönt. Rein optisch ist der futuristisch anmutende Bau mit der scheinbar aufgesetzten Scheibe als Dach jedoch ein absoluter Zugewinn.

Der Siza Pavillon der Raketenstation

Der Siza Pavillon der Raketenstation in Neuss
Siza Pavillon

Den Siza muss man ein bisschen suchen, eventuell über einen Strauch klettern. Ich weiß zwar nicht wie, aber der Gebäudekomplex setzt terrestrisch auf Offenheit, was angesichts der militärischen Schutzeigenschaft etwas Besonderes ist.

Die Raketenbecher aus gusseisernem Stahl

Raketenabschussbecher Hombroich
Die Abschussvorrichtung einstiger Raketen

Von hier aus wäre es losgegangen. Ob man zu diesen Goliaths noch „Becher“ sagen kann, weiß ich nicht. Ich habe ja nie gedient. Aber heute, erkaltet, gefallen sie mir in jedem Fall besser.

Ein paar Spruchartisten haben sich die Mühe gemacht und die Rohre mit Text versehen. Was auf den anderen Seiten draufsteht, verrate ich nicht. Findet es selbst heraus ;-).

Das Café Meisenkaiser der Raketenstation Hombroich

Cafe Meisenkaiser Raketenstation Hombroich
Das Café Meisenkaiser ist zur Zeit leider geschlossen (Stand: August 2017)

Ich war noch drin und hab es genossen! Das Café Meisenkaiser war definitiv einen Besuch wert. Nur hat es momentan leider zu, und zwar nicht aus dem Grund, dass es ihm an Gästen mangelte – sondern an Platz.

Es gibt momentan laut Betreiber Sebastian Walther, der sich gegenüber rheinischen Zeitungen zur Schließung äußerte, schlicht zu viel Arbeit auf engem Raum. Als Caterer wie vitesca weiß er, dass ein Koch für ein verantwortungsvolles Tun einen Mindestareal an Arbeitsfläche benötigt.

Dies war in dem Gebäude oben nicht mehr möglich, und deswegen wird eine gastronomische Möglichkeit in der Raketenstation wahrscheinlich erst wieder im Zuge eines Umzugs in einen anderen Bereich realisiert.

Kuchen im Cafe Meisenkaiser
Das hat was für sich

Auf den schönen Kuchen muss man bis dahin verzichten, aber Proviant und Marschgepäck mussten auf der NATO-Basis früher auch genügen ;-).

Ich wünsche euch viel Freude beim Entdecken dieses Kulturguts und bis nächstes Mal!

Kohlroulade polnischer Art Der Landesblog NRW mit einer kurzen Störung:

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